Artist Statement

Ein magischer Sog geht von der poetisch-surrealen Bilderwelt von Silke Bachmann aus. Höhlenartige, organische Systeme, Nachttiere wie der Springhase oder im Erdinneren lebende Tiere wie der Nacktmull, die eine Verschmelzung mit dem Menschen eingehen, entwickeln sich zu phantastischen und narrativen Traumszenerien, die durch ihre seltsamen Bildfigurationen und Zusammenhänge tief berühren.

Silke Bachmann beschäftigt sich in ihren Werken mit dem Verborgenen. Sie gestattet uns einen Blick in ein Zwischenreich, das von stummel-gliedrigen, wurmartigen, unwirklichen Wesen bevölkert ist, die weder Organ noch Individuum sind. Dabei besitzen Bachmanns Zwischenwesen durchaus die menschliche Fähigkeit zur Kommunikation und haben gleichzeitig etwas organisch-animalisches, das symbolisch für das steht, was unter der Oberfläche geschieht. Der höhlenartige Lebensraum von Bachmanns Zwischenwesen bewegt sich zwischen Realität und Traum: samtige leber- oder fleischfarbige Böden werden kombiniert mit Möbeln aus dem normalen, menschlichen Wohnumfeld. Beleuchtet wird die Szenerie häufig von der kristallinen Helligkeit eines Lüsters, der einen spannenden Gegensatz zu der zwar vital unverzichtbaren aber auch als abstoßend empfundenen Welt der Organe bildet.

Um ihre Bildwelten zu erfinden, greift die Künstlerin auf die Methode des Écriture automatique, des automatischen Zeichnens zurück. Sie wurde ursprünglich in der Psychologie in Schreibform verwendet, um in das eigene Unbewusste vorzudringen. Diesen Zeichnungen fügt Silke Bachmann im weiteren Arbeitsprozess bewusst Erlebtes und Erfahrenes aus ihrer eigenen Umwelt hinzu. Virtuos, in altmeisterlicher Manier, setzt sie ihre Bildideen um. Warme Rot-, Violett- und Brauntöne, die auch in die Tönung von frischem, hellen Blutrot hinüberspielen, werden in feinen Hell-Dunkel-Abstufungen eingesetzt, die dem vermeintlich Häßlichen eine eigene Schönheit geben und mit der Polarität von Anziehung und Ablehnung spielen. Silke Bachmann gestattet uns einen Blick ins Innere, der gleichzeitig ein Angebot ist, uns mit den verborgenen oder verdrängten Aspekten des eigenen Ichs zu beschäftigen.

English Version

A magical pull flows from Silke Bachmann's poetic-surreal world of images. Cave-like, organic systems, nocturnal animals such as the spring hare or animals living in the earth's interior such as the naked mole rat, which merge with humans, develop into fantastic and narrative dream scenarios, which touch deeply through their strange pictorial figurations and contexts.

In her works Silke Bachmann deals with the hidden. She allows us a glimpse into an in-between realm populated by stumpy, worm-like, unreal beings who are neither organ nor individual. Bachmann's in-between beings possess the human ability to communicate and at the same time have something organic-animal that is symbolic of what happens beneath the surface. The cave-like habitat of Bachmann's intermediate being moves between reality and dream: velvet-like liver- or flesh-coloured floors are combined with furniture from the normal, human Living environment. The scenery is often illuminated by the crystalline brightness of a chandelier, which forms an exciting contrast to the world of the organs, which is vital but also perceived as repulsive.

In order to invent her pictorial worlds, the artist resorts to the method of Écriture automatique, or automatic drawing. It was originally used in psychology in writing form to penetrate into the own unconscious. In the further working process, Silke Bachmann consciously adds what she has experienced and learned from her own environment to these drawings. In a virtuoso manner, in the manner of the old masters, she implements her pictorial ideas. Warm shades of red, violet and brown, which also play over into the tones of fresh, bright blood red, are used in fine light-dark gradations, which give the supposedly ugly a beauty of its own and play with the polarity of attraction and rejection. Silke Bachmann allows us a glimpse into our inner self, which is at the same time an offer to deal with the hidden or repressed aspects of our own self.